Talking to Luisa Ricar

27.06.2024

Luisa Ricar über das Eintauchen in den Schreibkosmos und neue Regieprojekte.

Du schreibst an Serien mit, drehst Werbe- und Dokfilme, Musikvideos und führst Filmregie. Was reizt dich an dieser Vielzahl unterschiedlicher Projekte?

Je nach Inhalt und Zielgruppe sind unterschiedliche Formate gefragt. Ausserdem konnte ich mich nie nur auf eine Form oder ein Genre beschränken und wollte immer alles. Ich schätze die Vielfalt und die diversen Möglichkeiten in den verschiedenen Formaten.

Gibt es eine prägende Figur, deren Drehbücher oder filmische Arbeiten dich faszinieren?

Wahrscheinlich immer gerade die Filmemacherin, mit der ich gerade zusammenarbeiten darf.

Dein Kinodok «Club Platte 27 - Underground Explosion» hat im Frühjahr von der Zürcher Filmstiftung eine sechsteilige Förderungssumme erhalten. Worum geht es und was benötigt ihr noch, damit der Film realisiert werden kann?

Die «Platte 27» war der legendärste Club Zürichs in den 60ern und 70ern, der als Dreh- und Angelpunkt für zeitgenössische Kunst, aufrührerische Kultur und politische Diskussionen funktionierte. Ich will die Geschichte dieses Ortes aus der Perspektive einer jungen Kulturschaffenden erzählen, die selbst im Nachtleben aktiv ist. Da die Gründer des Clubs noch leben, wollen wir die Chance nutzen und so bald wie möglich mit den Dreharbeiten beginnen. Nun muss nur noch das SRF zusagen, dann kann es losgehen!

An welchen weiteren Projekten arbeitest du momentan?

Eines meiner Herzensprojekte, PIRATAK, ist die Fiktionalisierung der Geschichte von Nekane Txapartegi. Die baskische Aktivistin floh in die Schweiz und lebte hier mehrere Jahre im Untergrund. Weil ein internationaler Haftbefehl gegen sie galt, wurde sie verhaftet und 17 Monate ins Gefängnis gesteckt - was sie von ihrer damals sechsjährigen Tochter trennte. Während Nekane ihren feministischen Kampf im Gefängnis weiterführt, versucht sie, die zerstörte Beziehung zu ihrer Tochter wiederherzustellen.

Ein anderes Projekt entsteht gerade in Koregie mit Marisa Meier und Franziska Sonder. Mit TINY KITTEN VS. 2NARY SYSTEM portraitieren wir in einem Kinodok die Welt der Hackerin und Aktivistin Maia Arson Crimew. Die Luzernerin kämpft furchtlos gegen Ungerechtigkeiten in Netz und scheut trotz Repression auch die grossen Player nicht. Doch nebst dem FBI, das ihre Auslieferung will, hat Maia mit Geldproblemen zu kämpfen, denn von Hacktivismus lässt sich nicht leben.

In deinen Filmen kommt die politische Komponente nicht zu kurz. Was möchtest du mit deinen Projekten bewegen?

Ich will mit meinen Filmen gesellschaftlich relevante Themen durch emotionale, packende Geschichte einer breiten Masse zugänglich machen. Bestenfalls schafft dies Bewusstsein und Empathie für andere Realitäten und motiviert die Zuschauer:innen, sich mehr für eine bessere Welt einzusetzen.

Welchen Moment am Set oder im «Writers' Room» möchtest du nicht missen?

Die krasse Energie, die entsteht, wenn die zusammen geschaffene Welt für jede Person im Writers' Room die grösste Welt geworden ist, so dass über Wendepunkte, Nebensätze oder Locations gestritten werden kann, als gehe es um alles.

Dir ist Awareness ein wichtiges Anliegen. Hat sich die Schweizer Filmlandschaft hier verändert?

Bestimmt. Klar helfen da auch Tools wie «Diversity Checklists» oder das Engagieren einer «Intimacy Coordination» bei Sexszenen, die vielleicht von einigen als hindernd oder nervig empfunden werden. Aber es kann nie falsch sein, umsichtig miteinander umzugehen und während dieser Diskurse gesellschaftlich mehr Relevanz bekommen. Das zeigt sich zum Glück auch in der Schweizer Filmlandschaft. Sowohl hinter als auch vor der Kamera.

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